
Veränderung startet nicht mit Sicherheit – sondern mit Mut
- Janik J. Siegel
- 25. Apr.
- 2 Min. Lesezeit
Sicherheit – das ist es, wonach sich viele sehnen, wenn Veränderungen anstehen. Ein klarer Plan, belastbare Fakten, verlässliche Strukturen. Am besten eine Garantie, dass alles gut wird. Verständlich. Schließlich sind Veränderungen oft mit Unsicherheit, Kontrollverlust und Unklarheit verbunden. Doch genau hier liegt ein Missverständnis, das ich in meiner Arbeit als Change-Coach immer wieder beobachte: Veränderung startet nicht mit Sicherheit – sondern mit Mut.
Der Trugschluss vom perfekten Plan
In Unternehmen wird oft erst dann über Veränderung gesprochen, wenn ein sauberer Projektplan vorliegt. Wenn Verantwortlichkeiten geklärt, Prozesse durchdacht und Risiken minimiert sind. Das ist wichtig – keine Frage. Aber: Wer wartet, bis alles sicher ist, bevor er den ersten Schritt macht, wartet zu lange. Sicherheit entsteht nicht vor dem ersten Schritt. Sie wächst nach ihm.
Mut ist der erste Schritt ins Ungewisse
Veränderung bedeutet, sich auf etwas Neues einzulassen, ohne alle Antworten zu kennen. Mut heißt: Handeln trotz Unsicherheit. Mut ist der Moment, in dem jemand sagt: „Ich weiß nicht genau, was kommt, aber ich bin bereit, es herauszufinden.“ Ohne diesen Impuls, ohne diesen ersten Schritt ins Unbekannte, bleibt jede Veränderung eine Idee – kein gelebter Prozess.
Aus meinem eigenen Wandel
Ich weiß das nicht nur theoretisch – ich habe es selbst erlebt. Als ich mich für das Thema Change-Management entschied, war mein damaliger Arbeitgeber – eine Anstalt des öffentlichen Rechts – gerade erst dabei, sich überhaupt mit dem Thema zu beschäftigen. Die Abteilung Change-Management war frisch gegründet, viel mehr als der Name stand noch nicht fest.
Trotzdem wusste ich: Da will ich hin. Ich wollte Teil dieser Entwicklung sein, nicht warten, bis sie „ausgereift“ war. In dieser Phase startete auch das erste „Working out Loud“-Angebot im Unternehmen. Ich meldete mich direkt an – wissend, dass ich damit öffentlich an meinem Ziel arbeiten würde: Teil der neuen Change-Management-Abteilung zu werden.
Dann kam der erste Gruppentermin. Und mit ihm der Schock: Die Abteilungsleiterin Change-Management war in der gleichen WOL-Gruppe gelandet. Spontan auf ein anderes Thema auszuweichen, wäre naheliegend gewesen. Aber es hätte sich falsch angefühlt. Also blieb ich bei meinem Ziel – mit der Frau, die darüber entscheiden würde, direkt gegenüber.
Klartext war in dieser Situation kaum möglich – und trotzdem hat sich genau das ausgezahlt. Wenige Wochen später war ich Teil der neuen Abteilung. Nicht, weil ich gewartet habe, bis die Stelle ausgeschrieben war. Sondern, weil ich mutig gezeigt habe, wohin ich will.
Warum Mut mehr bewirkt als Sicherheit
Mut schafft Bewegung. Wer mutig vorangeht, öffnet Räume für andere, es ihm gleichzutun. Führungskräfte, die mutig kommunizieren – auch das, was noch unklar ist – schaffen Vertrauen. Teams, die mutig ausprobieren, lernen schneller. Und Organisationen, die mutig neue Wege testen, entdecken Lösungen, die auf dem Reißbrett niemals entstanden wären.
Mut bringt uns in den Kontakt mit dem echten Leben. Mit echten Menschen, echten Fragen, echten Lösungen. Sicherheit gibt es in der Theorie – Mut braucht es in der Praxis.
Fazit: Veränderung braucht keine Garantie – sie braucht dich
Wenn du also das nächste Mal vor einer Veränderung stehst, frag dich nicht: Ist das sicher? Frag dich: Bin ich bereit, es zu versuchen? Nicht Sicherheit bringt uns weiter – sondern der Mut, loszugehen.
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